Elisa
Wenn ich schreibe, bin ich versunken. Versunken in einer Welt aus Ideen und Gedanken, in der mein Alltag nicht existiert. In einer Welt, die ich selber erschaffen, die ich gestalten kann. Das ist es, was ich am Schreiben so liebe.
Schreiben kann beruhigen. Schreiben kann aufwühlen. Schreiben kann heilen.
Im Atelier Litera habe ich Zeit und Raum zum Schreiben, zum Austauschen, zum Erschaffen. Zum Versinken.
Meine Texte:
Abschlusslesung Atelier Litera, Juni 2022
Nora
Die Sonne scheint, es ist warm und doch weht ein kühler Wind. Du liegst im Gras und blickst in den blauen Himmel, der von ein paar kleinen Wolken übersäht ist. Du öffnest deine Augen. Auf einmal ist der Himmel nicht mehr so blau, sondern eher etwas grau. Der Wind ist beinahe kalt und auf einmal fallen dir alle Sorgen ein. Ja ha! Herzlich willkommen in der Realität. Du hechtest zu deinem Laptop und beginnst zu schreiben. Über den blauen Himmel, die raschelnden Blätter und die angenehme Wärme. Das finde ich das Tolle am Schreiben. Du kannst deine Ängste darin einweben und deine Wünsche erzählen, ohne es wirklich zu tun. Du kannst Botschaften übermitteln, die die Menschen erreichen sollen. Deshalb ist Schreiben meine große Leidenschaft. Ich, Nora, 15 Jahre alt schreibe seit ich denken kann. Ich schreibe E-Mails, ich schreibe SMS, manchmal sogar noch Briefe, aber vor allem Geschichten. Natürlich habe ich auch Schreibblockaden, wie zum Beispiel in diesem Moment, in dem ich nicht weiss, wie ich diesen Text abschliessen soll.
Meine Texte:
Safiya
Ich heisse Safiya und bin in der 9. Klasse. Geschichten mochte ich schon immer, noch bevor ich lesen oder schreiben konnte. Meine Schwester hat mir damals die ersten Teile von Harry Potter vorgelesen. Und als ich alt genug war, habe ich sie alle selber gelesen. Früher habe ich auch oft Hörbücher zum Einschlafen gehört. Heute schaue ich, wie viele andere auch, gerne Filme oder Serien, aber das Prinzip, in andere Welten einzutauchen und den Stress mal zu vergessen, bleibt dasselbe. Und irgendwann wollte ich meine eigenen Geschichten schreiben, die anderen vielleicht die gleiche Freude bereiten wie mir und sie ihre Sorgen für einen Moment vergessen lassen. Ich bin jetzt in meinem zweiten und letzten Jahr im Atelier Litera. Als Erstsemesterprojekt schreiben wir eine Kurzgeschichte zum Thema «wir». Ich habe mich für eine Geschichte über jemanden mit Schizophrenie und Multipler Persönlichkeitsstörung entschieden. Diese Person bricht aus der Psychiatrie aus und versucht in gewisser Weise, sich selbst zu entkommen. Im Laufe der Zeit kristallisieren sich die einzelnen Persönlichkeiten immer mehr heraus, wobei es dann auch zu Konfrontationen im Innern der Hauptperson kommt und die vielen Stimmen in ihr sich zu dem «wir» zusammenschliessen.
Meine Texte:
Abschlusslesung Atelier Litera, Juni 2022
Viviane
Manchmal denke ich, die Welt sei ein absonderlicher Ort. Sie hat Ecken und Kanten, ist aber doch ein runder Planet. Ich bin Viviane und 13 Jahre alt. Es ist mein drittes Jahr im Atelier Litera, was ich als sehr grosses Glück bezeichnen kann. Warum nennt man die Erde, den blauen Planeten? Ist sie nicht bunt gemustert, kariert und rot gestreift? Wenn ich nicht zur Schule gehe, schreibe ich. Ich schreibe über Menschen, Gegenstände, Atmosphären und Gefühle. Wenn ich schreibe, platzt meine Welt auf und die Fantasie spielt verrückt. Alles was dann noch übrig bleibt, wenn ich mich vom Stuhl erhebe, sind Zeichen auf Papier.
Meine Texte:
Selma
Fast täglich denke ich über die Charaktere, Gefühle, Schauplätze meiner Texte nach und wie ich neu Erlebtes in sie einfliessen lassen kann.
Meine Textbandbreite konnte ich im Atelier Litera vergrössern sowie weiterentwickeln. Das regelmässige Schreiben stellt mir zwar Hürden, jedoch bekomme ich durch sie die Möglichkeit, mich vertieft mit meinen Texten und den damit verbundenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Romina
Einmal. An einem unbestimmten Tag in einer nicht allzu fernen Zukunft, könnte es sein, dass mich jemand fragen wird, welches Erlebnis mein Leben am meisten geprägt hat. Welche Zeit meinen Horizont erweitert hat. Sicherlich gäbe es auf diese Frage viele verschiedene Antworten und vielleicht werde ich irgendwann auf die gleiche Frage anders reagieren. Doch jetzt ist meine Antwort eindeutig: Das Erlernen des Schreibens. Für Einige ist diese Antwort vermutlich skurril, undenkbar oder gar verstörend und ich bin mir sicher, dass ich vor 2 Jahren ein anderes Erlebnis genannt hätte. Doch das Atelier Litera hat mir gezeigt, was Geschichtenschreiben wirklich bedeutet: nämlich ganze Welten zu erschaffen, in denen es kein falsch oder richtig gibt. Keine Regeln oder Gesetze. Welten, in denen du das Unmögliche Wirklichkeit werden lassen kannst. Ohne komplizierte Technologie und Special-Effects, ohne zeitaufwendige Kulissen, Abläufe oder Prozesse. Nur mit Stift, Papier und Fantasie. Doch Geschichtenschreiben ist noch so viel mehr als das: Es ist ein Ventil für Wörter und Sätze, die man sich sonst niemals auszusprechen traute. Eine Geschichte ist ein Weg. Ein Weg, seine Gefühle mit der Öffentlichkeit zu teilen, ohne sich oder jemanden sonst blosszustellen. Ein Weg miteinander zu kommunizieren. Eine Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Ein Zuhause. Geschichten sind die Heimat von allen Heimatlosen. Die Heimat von allen vor Freude Sprühenden, vor Glück Tanzenden, vor Wut Kochenden und vor Traurigkeit Erstickenden.
Mein Name ist Romina, ich bin 14 Jahre alt und liebe es, zu schreiben.
Meine Texte:
Abschlusslesung Atelier, Litera Juni 2022